Mittwoch, 22. Februar 2012

Offener Brief an die Geschäftsführung des 1. FC Köln

Sehr geehrter Herr Horstmann,
Sehr geehrte Geschäftsführung des 1. FC Köln,

nach der turbulenten Jahreshauptversammlung im November des vergangenen Jahres schien endlich wieder Ruhe in unseren Verein eingekehrt zu sein. Die aktive Fanszene des 1. FC Köln hat sich bereits lange im Vorfeld der Versammlung gegen das damalige Präsidium gestellt und diese Meinung zwar sehr deutlich, aber stets sachlich vertreten. Es freut uns auch zu sehen, wie „befreit“ der gesamte 1. FC Köln gewirkt hat und wie unaufgeregt im Anschluss daran rund um und innerhalb des Geißbockheims gearbeitet worden ist. In diesem Punkt sehen wir uns also mit unserer Kritik bestätigt, aber natürlich ist uns nicht an einem dauerhaften Konflikt mit dem Verein, den wir lieben, gelegen. Kritisch begleiten wir das Geschehen rund um den FC jedoch auch weiterhin.

Wir sind immer für einen professionellen und selbstbestimmten Verein eingetreten. Die neuerliche Abtretung der Vermarktungsrechte an IMG ist sicherlich ebenso diskutabel wie die gesamte angespannte finanzielle Situation. Die Gründe hierfür liegen nach unserem Ermessen aber zu großen Teilen in der expansiven und planlosen Kaderzusammenstellung der ehemaligen sportlichen Führung unter Verantwortung des zurückgetretenen Vorstands. Sicherlich haben Sie, Herr Horstmann, als Verantwortlicher für den Finanzbereich auch Ihren Anteil an dem hohen Stand der Verbindlichkeiten. Die Neuausrichtung der gesamten Kapitalgesellschaft ist für uns jedoch deutlich sichtbar. Im Mutterverein scheint der Wille zur weiteren Professionalisierung mittlerweile auch Einzug zu halten, dies zeigt sich in den Aktivitäten zur Suche eines neuen Präsidenten. Kurzum sahen wir die Vereinspolitik und -kultur auf den ersten Schritten in die richtige Richtung.

Leider wurde dieses Vorhaben von Personen aus dem Umfeld des 1. FC Köln mutwillig torpediert. Franz-Josef Wernze war bereits aus den unterschiedlichsten Gründen Ziel unserer Kritik. Als Betriebswirt haben Sie sicherlich andere Ansichten und können unsere Ideale nicht immer nachvollziehen und teilen. Wir haben uns immer gegen die zunehmende Einflussnahme von Investoren im europäischen und deutschen Fußball eingesetzt und versuchen natürlich auch vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Der 1. FC Köln ist für uns kein Wirtschaftsunternehmen, sondern eins der höchsten kulturellen Güter dieser Stadt, deren Bewohner und seiner Fans. Wir versuchen dies durch den Kampf für faire Eintrittspreise und eine gewisse Mitbestimmung der Mitglieder im Verein zu erhalten. Natürlich muss ein Fußballverein dieser Größe finanziert werden; auch wenn wir die zunehmende Kommerzialisierung kritisieren, sind wir uns beispielsweise über die Notwendigkeit finanzkräftiger Sponsoren durchaus bewusst.

Allerdings sind wir äußerst besorgt darüber, dass der ehemalige Vorstand Investoren im Umfeld dieses Vereins installieren konnte, die lediglich aufgrund persönlicher Seilschaften und Gefälligkeiten Geld zur Verfügung gestellt haben. Auf den ersten Blick dienen solche Finanzspritzen beziehungsweise Transferbeteiligungen natürlich der sportlichen Weiterentwicklung. Allerdings verpfändet man auf diese Weise auch zukünftige Erlöse, die noch nicht einmal realisiert worden sind. Sicherlich müssen wir Ihnen diesen Zusammenhang nicht erklären, aber in der öffentlichen Wahrnehmung wird oftmals von einem Gönner in der Person von Herrn Wernze gesprochen. Die Leistungen, die er im Gegenzug erhält, werden hingegen nur unzureichend erwähnt. Wir möchten Ihnen und den Gremien des 1. FC Köln nun beipflichten, dass Franz-Josef Wernze ein Investor ist, der in erster Linie eigene Interessen verfolgt.

Auch wenn die finanziellen Interessen vielleicht nicht an erster Stelle stehen, so kann man Herrn Wernze einen gesteigerten Drang zur Selbstdarstellung nachsagen. Die Presselandschaft in Köln ist nicht nur berüchtigt, sondern eignet sich auch hervorragend für dieses Vorhaben. Er weiß die Presse also für sich zu instrumentalisieren und die Presse nutzt Herrn Wernze, um Kritik an der Geschäftsführung des 1. FC Köln zu artikulieren und äußeren Druck auszuüben. In wiederkehrender Regelmäßigkeit erscheinen in den einzelnen Zeitungen und insbesondere im Boulevard Darstellungen des großen und uneigennützigen Gönners. Darüber hinaus hat Herr Wernze von der Geschäftsführung über einzelne Abteilungen bis hin zu Spielern fast jeden Teil dieses Vereins mit unsachlicher Kritik bedacht. Eigentlich schließt dies auch ein Engagement im Verwaltungsrat aus, leider wurde Herr Wernze trotzdem in dieses wichtige Gremium gewählt. Nicht zuletzt durch die Fürsprache Ihrerseits, was wir während der Jahreshauptversammlung verwundert feststellen mussten. Schließlich geizt er auch nicht mit Kritik an Ihrer Person und wirbt damit nicht gerade für solide und partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen.

Im neusten Kapitel seiner öffentlich inszenierten Auftritte wollen wir uns daher demonstrativ hinter die Gremien und die sportliche Führung des 1. FC Köln stellen. Wir wünschen uns Ruhe im sportlichen Umfeld unserer Mannschaft und sind auch bereit Rückschläge hinzunehmen, solange die gesamte Entwicklung kontinuierlich vorangetrieben wird. Die ersten Schritte werden mit der Ausdünnung des Kaders bereits betrieben und wir sind uns durchaus bewusst, dass es noch einige Transferperioden dauern wird, bis sich durch Spielerkäufe, -verkäufe und Vertragsverlängerungen wieder ein Gleichgewicht einstellt und wir gemäß unseren finanziellen Möglichkeiten in der Abschlusstabelle einlaufen. Unsere Unterstützung ist dem Verein auf diesem Weg gewiss. Wir brauchen keinen neuen Allheilsbringer oder „wohlwollende Gönner“, die uns Spieler finanzieren. Der 1. FC Köln braucht mittelfristig wieder Einnahmen aus Spielerverkäufen und darf dieses wichtige Faustpfand nicht an solche Geschäftspartner wie Franz-Josef Wernze veräußern.

Ein Sonnenkönig, der uns mit vollmundigen Versprechungen noch tiefer in finanzielle Abhängigkeiten treibt, kann keine gesunde Zukunftsperspektive sein. Besonders bitter stößt uns in diesem Fall auf, dass Herr Wernze seine Unterstützung immer an die Personen Overath und Glowacz geknüpft hat. Dieser Verein muss sich endlich von solchen ungesunden Seilschaften lösen und wir hoffen, dass dieses Umdenken langsam in jedem Teil des 1. FC Köln einsetzt.

Mit rot-weißen Grüßen

Wilde Horde Köln 1996



Unterstützer:

ABSCHAUM Köln 1999
Brigade Red Cologne 1999
Rote Elite Domstadt
Sektion Videotext
Emsböcke Salzbergen 1998
Kölsch Bajaasch
Tohuwabohu Köln
Cologne Ambassadors 2010
Drinking Now
GATE4
Mutierte Geißböcke
Wahner Jungs
FanOrga - Op ewig treu
Rote Böcke
Suffböcke Dünnwald
Fluktuation 8
Boyz Köln 2001
Troika Köln
Cologne Power East Belgium
VeedelsRadau
RE7Crew
Domstadt Syndikat
Kölsche Mythos
Fantastica Colonia 1948